Top Ten der großen musikalischen Momente
Unter dem Motto „One Moment in Time“ spielten die Musiker des Akkordeon-Orchesters Eberbach in der evangelischen Michaelskirche. Foto: Jochen König
Von Joachim König
Eberbach. „Wir hoffen, Ihnen einige angenehme musikalische Überraschungen zu bieten. Und wir bemühen uns, das Instrument, das uns so viel Spaß macht, in der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.“ Marina Ostertag-Smith, musikalische Leiterin des Akkordeon-Orchesters Eberbach, wandte sich an die knapp 100 Zuhörer in der Michaelskirche. Das 16-köpfige Orchester hatte ein Set von genau zehn Stücken vorbereitet, das unter das Motto „One Moment in Time“ gestellt wurde.
Mit diesem Lied, geschrieben von Albert Hammond und bekannt geworden durch Whitney Houston, begann das Konzert auch. Bereits an dieser Stelle wurde offensichtlich, was neben der Virtuosität der Musiker und der guten Abstimmung des Orchesters sowie der dirigierenden Regie der Klang ausmacht, der sich in der Kirche entfalten konnte.
„California Dreamin‘“, das fast 50 Jahre alte Lied der „Mamas und Papas“, wurde mit einem Tamburin dezent begleitet. Es zeigte sich nicht nur bei diesem Stück, wie die Grundmelodie von Hits von den sogenannten Stimmführern in Szene gesetzt wird, während die anderen Akkordeonisten einen dichten atmosphärischen Klang als Basis gestalteten.
Besonders stimmig gelang dies auch beim vierten Stück – nachdem man vorher mit dem langsam getragenen „A Whiter Shade of Pale“ von Procol Harum einer ganz anderen, eher schwebenden, Akzentuierung lauschen konnte. Dieses Lied „A Sentimental Reflection“ ist ein speziell für Akkordeonorchester komponiertes Lied. Hier gelang es Dirigentin Ostertag-Smith, ihrem Orchester eine besonders füllige und wuchtige Atmosphäre rund um eine zum Ohrwurm taugliche Grundmelodielinie zu entlocken. Großer Applaus zeugte davon, dass das Publikum dies genauso sah beziehungsweise hörte. Nach dem schwungvollen „The Rose“ wurde man mit Leonard Cohens „Hallelujah“ gewissermaßen der Location gerecht. Dieses Lied wurde besonders lange vorgetragen und entfaltete eine nahezu meditative Wirkung. Ostertag-Smith lieferte zu jedem Song eine kleine Geschichte in ihren kurzen Ansagen. So erfuhr man an dieser Stelle, dass Cohens Plattenfirma dieses – inzwischen oft gecoverte – Lied ursprünglich überhaupt nicht veröffentlichen wollte.
Mit dem Stück „The Power of Love“ ist eine Geschichte verbunden, die erklärt, wie das Akkordeonorchester zu diesem Auftritt in der Michaelskirche kam. Es wurde nämlich im Sommer bei der Hochzeit des Orchestermitglieds Nicole Beisel in der Michaelskirche aufgeführt, und man war von den akustischen Gegebenheiten so begeistert, dass es nun zum Konzertauftritt an gleicher Stelle kam. Dies übrigens mit der damaligen Braut wieder im Orchester – auch am E-Piano und dem Keyboard.
„Man sollte auf keinen Fall auch heute aus den Augen verlieren, was uns dieses Stück sagen will“ verwies Ostertag-Smith auf die Botschaft von „What a Wonderful World“, das durch Louis Armstrong weltberühmt wurde. Der Song wurde speziell für Armstrong komponiert. In der Zeit der Proteste der Bürgerrechtsbewegung und der Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg nahm er den Song 1967 auf. „What a Wonderful World“ berichtet von der Schönheit der Welt und von den Augenblicken des Glücks auch im alltäglichen Leben. Die Absicht des Liedes war es, eine Gegenströmung zum zunehmend schlechter werdenden politischen Klima in den USA zu bilden.
Den Geist dieses Liedes fing das Akkordeonorchester besonders gelungen ein, indem es die Grundlinie der Melodie an Oboen anmutend immer wieder aufnahm und die Wucht dieses Liedes nutzte, um die Kirche als Klangkörper zu nutzen. Der besonders laute Applaus des Publikums ging in rhythmisches Klatschen beim abschließenden Lied „I will follow him“ über.
Eine Zugabe – nochmals „What a Wonderful World“ – beendete diese „gute Stunde“ in der Michaelskirche.
14.10.15
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung